Obedience


Trainerin: Carola Scherz

Allgemeines

Obedience (deutsch: Gehorsam) ist eine „moderne“ Hundesportart, bei der es besonders auf harmonische, schnelle und exakte Ausführung der Übungen ankommt. Obedience wird auch als „Hohe Schule“ der Unterordnung bezeichnet.

Ein eingespieltes, gutes Mensch-Hund-Team ist eine Grundvoraussetzung. Bei Obedience-Prüfungen geht es nicht allein um den Gehorsam des Hundes. Es spielt auch seine Sozialverträglichkeit mit anderen Menschen und Hunden eine große Rolle. Wie Agility hat diese Hundesportart ihren Ursprung in England.

Beschreibung der Sportart

Bei offenen Obedience Wettbewerben kann jeder ohne Berücksichtigung der Größe, Rasse oder Abstammung des Hundes teilnehmen. Im Gegensatz zu vielen anderen Hundesportarten ist Obedience auch behinderten Menschen und Hunden zugänglich. Es gibt beispielsweise Rollstuhlfahrer, die diesen Hundesport betreiben. Beim Hundeführer wird keine außergewöhnliche Sportlichkeit vorausgesetzt. Auch ältere oder leicht behinderte Hunde können mitmachen, da deren Einschränkung bei der Bewertung berücksichtigt wird. Körperliche Belastungen gibt es bei Obedience für Hund und Halter praktisch nicht.

Ein großer Unterschied zu anderen Hundesportarten ist, dass der Hundeführer von einem Ringsteward, in der Schweiz Wettkampfleiter genannt, durch die Prüfung geführt wird. Der Ringsteward gibt dem Hundeführer genaue Anweisungen, was als Nächstes zu tun ist. Solche Anweisungen sind nötig, da es beim Obedience kein festgelegtes Schema für Prüfungen gibt. Die Führung durch den Steward ist einerseits ein Vorteil für nervöse Hundeführer, andererseits muss der Hundeführer seine Hör- bzw. Sichtzeichen sofort nach der Freigabe durch den Steward geben, was durchaus als zusätzliche Schwierigkeit anzusehen ist. Der Steward legt gemeinsam mit dem Leistungsrichter das Laufschema für die Leinenführigkeit und die Freifolge sowie den gesamten Ablauf der Prüfung fest. Das bedeutet, dass der Hundeführer erst während der Prüfung erfährt, welche Übungen wie zu absolvieren sind.

Wie auch andere Hundesportarten stammt Obedience aus Großbritannien. Zuerst war Obedience nur ein Bestandteil der sogenannten „working trials“ (eine Art Vielseitigkeitsprüfung, 1919 vom britischen Zuchtverein für Deutsche Schäferhunde eingeführt), aber bereits wenige Jahre später gab es die Möglichkeit, sich auf solchen Trials in reinen Obedienceklassen einzuschreiben. Zu einer anerkannten Sportart wurde es erst um 1951, als auf der britischen Crufts Hundeshow Obedience erstmals vor einem großem Publikum vorstellt wurde. In Deutschland wurde die erste inzwischen überarbeitete Prüfungsordnung am 1. Juli 2002 nach einem eineinhalb-jährigen Pilotprojekt veröffentlicht.

In vielen Übungen ähnelt Obedience dem Gehorsamsteil von der Rettungshunde- und Schutzhundprüfungen (in Großbritannien ist Obedience ein Ersatz für den Schutzhundesport). Zum Beispiel ähneln sich das Bei-Fuß-Gehen mit und ohne Leine, das Sitz, das Platz sowie das Steh aus der Bewegung, die Bleib-Übungen mit und ohne Sichtkontakt, das Abrufen, das Vorausschicken, das Apportieren und die Geruchsidentifikation aus mehreren Hölzern. Die Distanzkontrolle ist ebenfalls ein Bestandteil der Prüfung, bei der der Hund in einem großen Abstand zu seinem Besitzer eine Reihe von Positionswechseln (Sitz, Platz, Steh) ausführen soll, ohne sich dabei von der Stelle zu bewegen. Im Gegensatz zum Schutzhundesport ist die Ausführung der Kommandos präziser und eleganter. Auf dem Prüfungsgelände geht es sehr viel leiser zu, es wird „weicher“ geführt und das Niveau ist, aus Sicht der Unterordnung, um einiges höher.

Obedience hat sich in Großbritannien durchsetzen können, weil dort die Ausbildung zum Schutzhund für den Laien verboten ist. Obedience ist aber auch mehr als ein gleichwertiger Ersatz für den Gehorsamsteil des Schutzhundesports.

Bei Obedience muss das Mensch-Hund-Team die Übungen nicht einfach nur ausführen können, sondern es muss auch noch gut aussehen. Diese Harmonie erreicht man nur, wenn der Hund seinem Menschen vertraut und Spaß an der gemeinsamen Arbeit hat. In den Klassen Beginner, 1 und 2 wird in der „Umgang Mensch Hund“ als eigene Übung gewertet, bei der es auf die freudige Arbeit des Hunds sowie die gute Verständigung zwischen Hund und Hundeführer ankommt. In Klasse 3 besteht eine solche extra Übung nicht, sondern die Form der Ausführung einzelner Übungen geht direkt in deren Wertung ein. Obedience ist vom Grundsatz her für jeden Hund geeignet, unabhängig von Alter und Größe, da die Richter bei der Bewertung auf die Besonderheiten des Hundes und der Rasse Rücksicht nehmen. Zu den meist bekannten Gehorsamsübungen aus der Begleithundeprüfung, wie zum Beispiel Fuß laufen, Sitz aus der Bewegung und Platz mit Abrufen kommen beim Obedience noch einige weitere Übungen hinzu.

Wie beispielsweise:

  • Apportieren (auch von Metallgegenständen)
  • Eigenidentifikation (Geruchsunterscheidung an Gegenständen)
  • Positionswechsel auf Distanz (Wechsel zwischen Sitz, Platz, Steh)
  • Vorausschicken in eine Box (Quadrat aus 4 Pylonen)
  • Wesensfestigkeit, vor allem gegenüber anderen Hunden
  • Ablage (alle Hunde werden gleichzeitig abgelegt)

Prüfungen

Es gibt verschiedene Prüfungsordnungen für Obedience-Prüfungen. Im Deutschsprachigen Raum sind das die Internationale Prüfungsordnung FCI sowie die Prüfungsordnungen der jeweiligen Mitgliedsländer für die Klassen unterhalb der internationalen Klasse. Die Prüfungsordnung des VDH sieht vier Klassen mit jeweils steigenden Anforderungen vor: Beginnerklasse, Klasse 1, Klasse 2 und Klasse 3. Die Klasse 3 entspricht dabei vom Reglement her der internationalen Obedienceklasse. In der Schweiz werden Obediencewettkämpfe in den Leistungsklassen Beginners, Obedience 1, Obedience 2 und Obedience 3 durchgeführt. In Österreich heißen die Prüfungen Gehorsamsprüfung (GH), und es gibt sie als GH-1, GH-2 und GH-3.

Für die Teilnahme an den Obedienceprüfungen sind verschiedene Voraussetzungen zu erfüllen. „Um an einer internationalen Obedience-Klasse oder an einer Europa- oder Weltmeisterschaft teilnehmen zu können, muss der Hund mindestens 15 Monate alt und in einem von der FCI anerkannten Zuchtbuch registriert sein.“[3] Welche nationalen Prüfungen Zulassungsvoraussetzung für internationale Prüfungen sind, regeln die FCI-Mitgliedsländer separat.

Entsprechend der Prüfungsordnung des VDH muss der Hund für die Teilnahme in der Beginnerklasse oder in Klasse Eins mindestens 15 Monate alt sein. Bei Klasse Zwei muss der Hund 16 Monate und bei der Klasse Drei 17 Monate alt sein. Vor der ersten Obedienceprüfung muss die Begleithundprüfung abgelegt werden. Die Teilnahme an Prüfungen der nächst höheren Klasse ist möglich, wenn in einer Klasse die Wertung vorzüglich erreicht wurde. Damit eine Prüfung durchgeführt werden kann, müssen mindesten 8 Teams teilnehmen. Die Qualifizierungsbedingungen im VDH führen dazu, dass Hunde 17 Monate alt sein müssen, um in der internationalen Klasse bei Prüfungen starten zu können, denn sie müssen vorher die Klasse 3 erfolgreich absolviert haben.